RBG Langenau

Dachau 1701 1

Dachau - Ein Ort der Erinnerung und Mahnung

„Ihr seid ehr- und wertlos, ihr stinkt wie Schweine und genauso werdet ihr auch behandelt“.

Wenn man das hört, denkt man am liebsten an lange vergangene Zeiten wie die Zeit der Sklavenhaltung in Amerika oder an entfernt gelegene Orte wie etwa Mali. Dass Menschen wie Tiere behandelt werden, ist unter uns nicht geläufig und den Gedanken daran will man möglichst weit von sich wegschieben.

Tatsächlich sprach aber so ein SS-Mann zu Häftlingen in Dachau – also vor nicht einmal 80 Jahren mitten in Deutschland. Dass dieses menschenverachtende Handeln keine Ausnahme war, sondern von der Regierung gesteuert wurde und dass viele Menschen dabei stillschweigend zugeschaut oder sogar mitgewirkt haben, macht die Sache nur noch schlimmer. Wie konnte es dazu kommen, dass sich ein so menschenverachtendes Denken und Handeln unter den Augen vieler Menschen in einem Land, das wir heute als Deutschland kennen, ausbreiten konnte? Diese Frage stellte sich mir, als die 9. Klassen des RBG im Rahmen des Geschichtsunterrichts letzten Mittwoch das KZ Dachau besuchten.

Schon zu Beginn der Führung wurde vielen klar, was für ein schrecklicher Ort das war und je mehr wir erfuhren, umso stärker wurde das unbehagliche Gefühl unter den Kindern:

So wurden bis zur Befreiung am 29. April 1945 im ersten Arbeitslager der Nazis in Dachau auf nur 200 Hektar 40000 Menschen auf das grausamste gequält und ermordet. Das alles geschah unter dem Denkmantel der „Rassenhygiene“ und im direkten Blickfeld der dortigen Bevölkerung. Die Häftlinge wurden unter dem Vorwand eingeliefert, richtig arbeiten und richtig (=nationalsozialistisch) denken zu lernen. Doch diente der Spruch „Arbeit macht frei“ über dem Eingang nur zur weiteren Verhöhnung der Häftlinge, denn die Arbeit hier hatte nur den Tod als Absicht. Die Sinnlosigkeit der Arbeit wurde den Häftlingen in den sog. Arbeitslagern auch demonstriert, denn sie mussten z.B. Steine irgendwohin transportieren, wo sie gar nicht gebraucht wurden, um sie dann wieder zurückzutragen. Dachau war ein Ort der Sinnlosigkeit. Etwas Gutes, wie es die Nazis immer wieder propagierten, wurde dort nicht geschaffen. Allein Vernichtung von Menschen stand im Vordergrund. Die Protestbereitschaft in der Bevölkerung war niedrig, man wollte ja nicht das gleiche Schicksal erleiden.

Dass alle Menschen, die dafür verantwortlich waren oder dabei weggeschaut haben, Monster waren, ist unwahrscheinlich. Vielmehr waren einige davon gewöhnliche Menschen, die nur Befehle ausführten oder taten, was man ihnen sagte, ohne darüber nachzudenken, welche Folgen das hatte. Sie konnten/wollten nicht denken und schauten über ihren Horizont nicht hinaus. Nur so kann man erklären, dass so viele Menschen Nazis, oder wenigstens stillschweigende Unterstützer waren, denn sie gaben diesen gewöhnlichen Menschen ein gemeinsames Ziel aus der „Krise“.

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Heute leben wir in einem Rechtsstaat, in dem die Menschenrechte geachtet werden. Wir wissen aber auch, dass es allein nicht reicht, wenn der Rechtsstaat auf dem Papier steht. Die Menschen müssen ihre Rechte auch einfordern und dürfen nicht allen Befehlen blind folgen. Die menschenverachtende Zeit des Nationalsozialismus hat uns gelehrt aufmerksamer auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten. Das ist der einzige Sinn, den der zerstörerische und sinnlose Ort Dachau hinterlässt. Er erinnert uns daran, keine „gewöhnlichen“ Menschen zu werden, sondern mitzudenken. Damit dieser Sinn erhalten bleibt, sind wir besonders gefordert im Zeitalter von Trump und Erdoǧan nicht jeder Propaganda blind zu folgen, sondern die Dinge zu hinterfragen und auch zu protestieren. So führt doch menschenverachtendes Denken nicht nur zum Tod einzelner Gruppen, sondern auch zum „Tod“ von Bündnissen und Freundschaften zwischen Menschen und Ländern. So haben wir erfahren, was es bedeutet, in einem System zu leben, in dem es nur die Rollen eines Herrschers und Beherrschten gibt und die Leben beider Seiten in ständiger Gefahr vor dem anderen sind.

von Fabio Briem, 9e